Fünf Gedanken von Francesca Coppa

Diesen Monat wird die OTW (Organisation für Transformative Werke) 15!

Als Teil der Feierlichkeiten veröffentlichen wir einen besonderen 5-Gedanken-Beitrag mit einer unserer Gründerinnen, Francesca Coppa. In diesem Beitrag könnt ihr Francescas Erinnerungen an die Anfänge der OTW lesen und die Herausforderungen, denen sich die Organisation seitdem gestellt hat. Wir veranstalten auch einen Trivia-Wettbewerb (nur auf Englisch verfügbar) und eine Fanworks-Challenge. Wenn Du mehr wissen möchtest, besuche bitte die englische Version des Jubiläumsbeitrags der OTW.


Ungefähr einmal monatlich führt die OTW ein Interview mit einzelnen Freiwilligen über ihre Erfahrungen in der Organisation durch. Die Beiträge drücken die persönlichen Ansichten jeder/jedes Freiwilligen aus und spiegeln nicht unbedingt die Ansichten oder Richtlinien der OTW wider.

Wie passt das, was Du als Freiwillige getan hast zu den Aufgaben der OTW?

Ich hatte, seit wir 2007 angefangen haben, sehr viele verschiedene Rollen in der OTW. Bevor wir überhaupt eine Organisation waren, war ich dafür verantwortlich, all die vielen, vielen Fans zu organisieren, die sich gemeldet hatten, um ehrenamtlich mitzumachen. Dann war ich fünf Jahre im Vorstand, wo ich für Kommunikation zuständig war, beim Aufbau von Open Doors (Offene Türen) half und an “Fanvideos und Multimedia” arbeitete.

Als wir noch an der Gestaltung der Benutzeroberfläche des Archive of Our Own – AO3 (Ein Eigenes Archiv) arbeiteten, wurde ich beauftragt, die Wireframes im Auge zu behalten. Das hat Spaß gemacht und liegt außerhalb meines üblichen Fachwissens! Heute arbeite ich mehr im akademisch-juristischen Bereich; Ich schreibe Stellungnahmen (z. B. habe ich am Dr. Seuss/Star Trek-Fall gearbeitet) und mache Aussagen, wenn das die OTW-Rechtsabteilung braucht. Ich arbeite auch mit Transformative Works and Cultures – TWC (Transformative Werke und Kultur) indem ich nach Artikeln Ausschau halte und diese begutachte.
Das Kommunikationskomittee weiß auch, dass ich verfügbar bin, wenn man mich braucht. Ich gebe immer noch Interviews und stelle Journalist*innen Hintergrundinformationen zum Fandom zur Verfügung. (Wobei inzwischen viele Journalist*innen selbst Fans sind, was sehr hilft!)

Wie sieht eine typische Woche als freiwillige Mitarbeiterin für dich aus?

Meine Arbeit ist viel eher saisonal als wöchentlich. TWC bringt weiterhin zwei (und manchmal drei!) von Expert*innen gegengelesene Ausgaben pro Jahr heraus, was einfach unglaublich ist! Wie ich immer wieder betone, gibt es universitätsfinanzierte Zeitschriften mit bezahlten Mitarbeiter*innen, die diese Art von Erfolgsbilanz nicht vorweisen können! Die meisten Zeitschriften überdauern nur ein paar Jahre und laufen dann aus, aber wir sind immer noch sehr erfolgreich. Die akademisch-juristische Seite ist sehr start Fristabhängig. Es kommen Sachen auf, auf die man sehr schnell reagieren muss. (Ein großes Lob geht auch an die dauerhaft großartige OTW Rechtsvertretung, die dafür sorgt, dass wir in Rechtsfragen, die uns betreffen, mitreden können.)

Wenn Du auf die Anfänge der OTW zurückblickst – was überrascht dich heute am meisten?

Dass es einige Leute gibt – sogar Leute, die uns lieben – die nicht wissen, dass die OTW ein Fan-Projekt ist, kein Unternehmen! Dass die OTW von einem Haufen Fans auf die Beine gestellt wurde, die genug davon hatten, von Geschäftemachern über den Tisch gezogen zu werden! Ich glaube, viele Fans erinnern sich jetzt ehrlich gesagt nicht mehr an das vorkapitalistische Internet – sie gehen davon aus, dass alles im Internet ein gewinnbringendes Geschäft ist. Und das Non-Profit-Modell der OTW mag für einige verwirrend sein – denn Fandom zahlt, um es am Laufen zu halten, nur zahlt eben nicht jede*r Einzelne.

Die OTW sammelt Spenden, damit diejenigen, die zahlen können, diejenigen unterstützen, die es nicht können, nach dem Vorbild des öffentlich-rechtlichen US-Fernsehens oder -Radios. So können Alle unsere Projekte nutzen, unabhängig davon, ob sie es sich leisten können.

Aber ich denke, es gibt Leute, die ehrlich gesagt nicht glauben können, dass etwas so Großes und Erfolgreiches (und ich meine die gesamte OTW, nicht nur AO3, sondern auch TWC, die Rechtsberatung, das Verfassen von Amicus-Schriftsätzen und die Anerkennung durch die Regierung als wichtige Körperschaft usw.) außerhalb des Marktes operiert. Wir zahlen für die Server (die ganz uns gehören), aber die gesamte Arbeitskraft wird von Fans gespendet, vom Vorstand an abwärts. Und um ehrlich zu sein, ist es diese Arbeit, die unbezahlbar ist, nicht nur (aber auch!) wirtschaftlich, sondern auch im Hinblick auf die Leidenschaft, die das Fandom in die Organisation investiert. Die OTW ist etwas, das sich viele Menschen gewünscht und an dem sie gearbeitet haben. Es ist ein Boot, das wir selbst gebaut haben, und es funktioniert nur, weil ständig neue Leute mitmachen und daran arbeiten, dass es funktioniert.

Die Gesichter meiner Student*innen, wenn sie erfahren, dass ich an der Gründung der OTW beteiligt war. Plötzlich bin ich ein Rockstar! Sie alle haben AO3-Konten. Ich kann mich an eine Vergangenheit erinnern, als ich mir Sorgen machte, dass Leute von meinem Engagement im Fandom erfahren könnten und jetzt bewirbt meine Hochschule es: Das AO3 hat einen Hugo Award gewonnen!

Welche Sache (bzw. Sachen) war die größte Herausforderung bei der Entwicklung der OTW?

Oh je. Es gab und gibt Herausforderungen. Wenn Arbeitskraft gespendet wird, gibt es immer eine Spannung zwischen dem, was getan werden muss und dem, was die Leute gerne tun, tun möchten oder gut können. Und es überrascht nicht, dass viele Menschen nicht freiwillig die gleichen Fähigkeiten einsetzen wollen, die sie auch bei ihrer bezahlten Arbeit anwenden. Denn sie wollen eine Pause von der Arbeit! Aber es gibt ein altes Sprichwort, dass der Gärtner zum Spaß Klavier spielt, und der Pianist gärtnert. Ich habe immer gedacht, dass das Fandom dem sehr ähnlich ist und die OTW auch.

Ich bin aufrichtig gerührt von dem, was das OTW-Team tut, dass so viele Menschen mitmachen und etwas bewirken. Ich denke, dass das Talent und die Reaktionsfähigkeit der OTW wirklich erstaunlich für eine Organisation sind, in der niemand bezahlt wird. Und das Fandom weiß das auch. Wir arbeiten meiner Meinung nach besser als die meisten, wenn nicht sogar alle, gewinnorientierten Websites und wir sind professioneller als die meisten nicht gewinnorientierten Websites. (Nicht, dass wir perfekt wären – weit gefehlt. Aber die Leute, die sich beschweren, zeigen nie auf, wer es besser macht! Denn das macht niemand – manche Probleme sind einfach sehr schwierig.)

Aber jetzt, wo wir so riesig sind, denke ich über die Zukunft nach… meiner Meinung nach ist die nächste Stufe für uns nicht ein „wenig“ mehr Geld einzunehmen, als wir aktuell aufbringen, es sind ganze Größenordnungen mehr an Geld, eine ganz andere Geldskala. Es ist ein bisschen so wie (einige von euch, die das hier lesen, werden wissen, was ich meine), wenn dich jemand fragt, was du dir zum Geburtstag wünschst und du sagst: “Nichts”. Aber in Wirklichkeit meinst du: “Nichts, was du mir zum Geburtstag schenken könntest – ich brauche eine Couch. Ich muss das Haus neu streichen lassen. Ich brauche ein neues Getriebe für mein Auto.”

Und selbst wenn wir so viel Geld aufbringen könnten, wie die großartige Cyndi Lauper weise bemerkte: “Geld ändert alles”. Hätten wir eine OTW mit vielen bezahlten Mitarbeiter*innen, die wir anweisen könnten, etwas zu tun, wäre es nicht dieselbe Art von Organisation. Also, wir haben uns bisher nach allen Maßstäben wirklich gut geschlagen (sagt sie mit tiefem Stolz) und es gibt keinen Grund, warum wir nicht weiter gut abschneiden werden. Das Fandom erfindet sich neu, regeneriert sich und erfindet; das ist, was wir tun!

Welche fannishen Dinge machst Du gerne?

Fandom ist ehrlich gesagt weniger das, was ich tue, sondern mehr der Ort, an dem ich lebe. Ich habe mich hier niedergelassen und lebe jetzt seit ungefähr vierzig Jahren hier? Es ist meine Stadt! Fans sind meine Nachbarn; manche kenne ich seit Jahrzehnten und manchmal ziehen neue Leute ein und andere aus. Also, ich meine – ja, sicher, ich lese und schreibe und lese Korrektur und schaue mir Videos in Fandoms an, die mich interessieren. Aber ich fühle mich auch wie eine Bürgerin des Fandoms, die auf Veranda sitzt und beobachtet, was passiert, ohne es immer selbst tun zu müssen. Ich interessiere mich, ich möchte wissen, was die großen Fandoms sind, ich möchte die Witze verstehen, die Sprache sprechen. Ich möchte die ganzen Blorbos kennen, auch wenn ich kein Fan dieser Serien bin.

Ich glaube aber, dass ich bei TikTok die Grenze ziehe. (Seufz … aber das habe ich schon häufiger gesagt. Also sag niemals nie.)


Nun, da unsere freiwillige Mitarbeiterin fünf Dinge über ihre Arbeit erzählt hat, bist Du an der Reihe, eine weitere Frage zu stellen! Dazu kannst Du einfach Fragen in den Kommentaren stellen. Außerdem kannst Du Dir ältere “Fünf Gedanken von…” Artikel ansehen.


Die OTW ist die gemeinnützige Dachorganisation für mehrere Projekte, unter anderem AO3, Fanlore, Open Doors, TWC und OTW Rechtsvertretung. Wir sind eine Organisation, die von Fans geführt wird, vollständig aus Spenden finanziert ist und deren Mitarbeiter*innen Freiwillige sind. Erfahre mehr über uns auf der OTW-Webseite. Und um mehr über unser Team von freiwilligen Übersetzer*innen zu erfahren, die diesen Beitrag übersetzt haben, schau auf der Seite des Übersetzungsteams vorbei.

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